Seit Mitte des 19. Jahrhundert hat sich in Bayern das Feuerwehrwesen heutiger Gestalt entwickelt. Als erste Feuerwehr heutiger Ausprägung wurde im Jahr 1849 die Augsburger Feuerwehr gegründet.

Beschaffung der Spritze 1885 als erster Beleg der Feuerwehr in Mittelstetten

Als vor ca. 30 Jahren in Mittelstetten die Frage nach dem Grün-dungsjahr der Feuerwehr gestellt wurde, stieß man als ersten beleg-baren Schritt zu einer Feuerwehr auf den Beschluss der Gemeinde Mittelstetten zur Anschaffung einer Spritze. Die Mitgliedschaft in der Feuerwehr war zum damaligen Zeitpunkt allerdings nicht freiwillig, sondern für männliche Ortsbewohner obligatorisch.

Wie schon zur Anschaffung der Spritze wurde die Gemeinde durch die Bezirksverwaltung im Jahr 1894 dann noch zur Erbauung eines Feuerwehrgerätehauses angehalten. Das Feuerwehrgerätehaus an der St. -Magnus-Straße wurde daraufhin im Jahr 1895 beauftragt.
Pläne des ersten Feuerwehrhauses

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1897

Am 29. Juni 1897 wurde dann der Feuerwehrverein und somit die Freiwillige Feuerwehr Mittelstetten von 40 Gründungsmitgliedern gegründet. In der ersten Generalversammlung am 31.12.1897 wurde als Vorstand Josef Kraus gewählt, als Kommandant Johann Liebert, der Lehrer R. Holl wurde Kassier und Schriftführer, Norbert Lutzen-berger Zeugwart. Diese 4 bildeten den sogenannten Verwaltungsrat der Freiwilligen Feuerwehr. Die Feuerwehr war damals in einer sog. „Steigerrotte“ und einer „Spritzenrotte“ organisiert. Als Zugführer dieser Rotten wurden Max Steinle und Alois Schmid gewählt.
Dass die Feuerwehr schon damals auch wichtigen Anteil am Dorf-geschehen nahm, belegt der einzig weitere Antrag der ersten Generalversammlung auf „Abhaltung eines Feuerwehrballes und Bereitstellung eines Beitrags aus der Vereinskasse zu diesem Zweck“. Auch diese Tradition ist in Mittelstetten damit schon über hundert Jahre alt und hatte damals seinen Preis: als Eintrittsgebühr für den Ball 1901 wurden 50 Mark beschlossen. Die Sitzungen und Bälle fanden damals abwechselnd in den Gasthäusern Rohrer und Wurmsee (heute Herrenwirt) statt.

Vormalige Pflichtfeuerwehr bestand offensichtlich schon deutlich früher

Bei der Recherche zu unserem 125-jährigen Jubiläum sind nun Dok-umente aufgetaucht, die die bereits 1985 bestehende Vermutung bestätigen, dass die damalige Pflichtfeuerwehr schon länger bestand. So ging der Gemeinde Mittelstetten bereits im Jahr 1855 ein Angebot für die Beschaffung einer Feuerlöschmaschine zu, was darauf hindeutet, dass es bereits damals eine Feuerwehr gab. Von dieser tragbaren Pumpe existiert die nachfolgende Zeichnung sowie das Angebot.

Aus dem Jahr 1875 ist ein Mitgliederverzeichnis erhalten und die Einteilung in 3 Gruppen, den Steigern, Spritzenmännern und Ordnungsmännern sowie die Regelung für die Übernahme auswärtiger Einsätze. „Commandant“ der Feuerwehr war damals Johann Schneider, „Commandant“ der Steiger Josef Kraus (der spätere 1. Vorstand der freiwilligen Feuerwehr), „Commandant“ der Spritzenmänner Johann Rauner, „Commandant“ der Ordnungsmänner Georg Miehle.

Mittelstetten im 19. Jahrhundert

Aus dem 19. Jahrhundert sind mehrfach Haus- und Grundbesitzer-verzeichnisse erhalten, da damals die Gemeinde die Brandversich-erung für die gesamte Gemeinde abschloss und diese Verzeichnisse die Grundlage für die Erhebung der Beiträge waren. Insgesamt ist Mittelstetten im 19. Jahrhundert wohl nur sehr beschaulich gewach-sen. Im „Intelligenzblatt des königlich baierischen Oberdonau-kreises“ im Jahr 1821 wird Mittelstetten als Dorf mit 33 Familien verzeichnet, im Häuserverzeichnis von 1875 existieren insgesamt 37 Hausnummern und 51 Gebäude. Anfang des 20. Jahrhunderts hat Mittelstetten 57 Häuser und 311 Seelen. Trotzdem werden in diesen Jahren von einer erheblichen Anzahl von Brandunglücken berichtet, so dass die Feuerwehr hier in ihrer klassischen Aufgabe, der Brandbekämpfung, gefordert war.

Aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind nur wenige Informationen verfügbar. So wurde Häuser und Höfe von Mittelstetten in den Weltkriegen nicht unmittelbar von den Kriegshandlungen beeinträchtigt, allerdings wurden in den Kriegsjahren 1914-1918 sowie 1940/41 und 1944/45 nicht einmal Generalversammlungen abgehalten, was vermutlich der Tatsache geschuldet war, dass die Mitglieder der Feuerwehr vielfach als Soldaten einberufen wurden. Aus dieser Zeit sind lediglich die Kassenberichte und Veränderungen der Führungsmannschaften (Wahlen) überliefert.

Vereinsleben wird nach den Kriegen wieder aufgenommen

Nach dem 2. Weltkrieg wird mit der Generalversammlung 1946 das Vereinsleben wieder lebendiger, man gedachte der gefallenen und noch nicht zurückgekehrten Kameraden. Ein Ball konnte damals wegen Saalmangel nicht abgehalten werden. Diese Tradition wurde 1948 wieder aufgenommen. Am 22.5.49 wurde etwas verspätet das 50-jährige Gründungsjubiläum im Gasthaus Herrenwirt mit den anwesenden Ehren- und damals auch noch Gründungsmitgliedern gefeiert. Nach Verlesung des Gründungsprotokolls sowie der Gefallenenehrung schloss sich „ein Festball an, bei dem Alt und Jung auf ihre Rechnung kamen“.
Im Jahr 1953 wurde nach einem Brand auf dem Anwesen Lutzen-berger, bei dem eine Scheune total niederbrannte und nur mit Unter-stützung der Wehren aus Großaitingen und Schwabmünchen die Ausbreitung auf Nachbaranwesen vermieden werden konnte, ein Alarmplan und die Alarmierung der Nachbarfeuerwehren mittels Telefon festgelegt. Außerdem wurden folgende Kameraden mit „Sonderfunktionen“ berufen: Norbert Heiß als Kradmelder, Alois Schmid und Wiblishauser als Lotsen und Seyrer als Hornist. Die Ausrüstung, damals noch aus dem Jahr 1885, hatte sich bei diesem Brand als nicht mehr ausreichend erwiesen.

Erste Motorspritze 1956

Im Jahr 1956 wurde deshalb die Ausrüstung der Feuerwehr modernisiert und die Feuerwehrspritze aus dem Jahr 1885 ausgemustert. Die Feuerwehr erhielt eine Motorspritze TS 8/8-VW, die mit einem 1957 zusätzlich angeschafften Wagen nun von landwirtschaftlichen Zugmaschinen zum Brandort gebracht werden konnte. Die Startprozedur dieser Spritze mittels Kurbel blieb die Domäne der neuen Funktion „Maschinist“, wofür die entsprechenden Kameraden spezielle Ausbildungskurse besuchten.

Fahnenweihe 1964

Ein erster Höhepunkt im Vereinsleben war sicherlich die Durchführung der Fahnenweihe 1964. Das Fest wurde mit Festzeltbetrieb im Pfarranger gefeiert, der Festgottesdienst fand im Garten der Mühle statt. In der Schwabmünchner Allgemeinen wird am 27. Juli 1964 berichtet: „Herrlich schön ergoß sich die Sonne des letzten Julisonntags über das Fest, das die Freiwillige Feuerwehr Mittelstetten mit der ganzen Gemeinde unter der großen Beteiligung von etwa 30 Feuerwehren feierte, als sie ihre prächtige Fahne zur Weihe an den Altar brachte. .. Am Vorabend hatte sich die Dorfgemeinschaft mit auswärtigen Gästen bereits im Festzelt eingefunden. … Am Sonntagnachmittag waren der Festzug und der Festakt im Zelt anberaumt.“ Der Festumzug mit 30 Feuerwehren und 7 Musikkapellen „hielt sich in den möglichen Grenzen“, da zu dieser Zeit in der Dorfstraße die Arbeiten an der Kanalisation noch nicht abgeschlossen waren und die Staatsstraße noch unmittelbar in der heutigen Bergstraße das Dorf tangierte.

In der Zeit von 1973 bis 1976 stand in Mittelstetten kein Wirtshaus mit Saal zur Verfügung. Die Tradition der Faschingsbälle riss trotzdem nicht ab, man feierte in diesen Jahren im Gasthaus Schwemm in Großaitingen. Seit 1977 finden die Faschingsbälle im ehemaligen Schulgebäude statt, wo die beiden Klassenzimmer zum Schützenheim wurden und für Gemeindeveranstaltungen genutzt wurden.

1977 erstes Feuerwehrfahrzeug

Seit 1977 ist die Feuerwehr in Mittelstetten sozusagen aus eigener Kraft mobil, ein Ford Transit wurde angeschafft. Nach wie vor tat allerdings die Pumpe aus dem Jahr 1956 ihren Dienst, lediglich der alte Anhänger wurde außer Betrieb genommen. 1978 erfolgte die Eingemeindung nach Schwabmünchen und bereits damals eine längere Diskussion über ein neues Feuerwehrhaus, da mit dem neuen Fahrzeug die Platzverhältnisse im Feuerwehrhaus an der St.-Magnus-Straße nicht mehr ausreichten.

1982 Einzug im Molkereigebäude

Nachdem inzwischen die Milch der Bauern im Hof gekühlt wurde und ein Sammelfahrzeug die Milch an verschiedenen Plätzen oder direkt vom Hof abholte, hatte die Milchsammelstelle im Molkereigebäude ihren Zweck verloren. So wurde dort umgebaut und ein neues Feuerwehrhaus eingerichtet. Zu dieser Zeit hatten die Bauern auch bereits moderne Güllefässer angeschafft, mit denen Löschwasser zu entlegenen Brandstätten transportiert werden konnte. Diese Löschmethode wurde bei Bränden 1977 bei einem Waldbrand sowie 1982 beim Brand in einer Kiesgrube eingesetzt.

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1985 100-jähriges Feuerwehrfest

Nur drei Jahre nach dem 100-jährigen Jubiläum der Schützen wurde 1985 das 100-jährige Jubiläum der Feuerwehr Mittelstetten mit einem viertägigen Fest mit Festzeltbetrieb gefeiert. Die Festkapelle Jugendkapelle Schwabmünchen hatte noch ihre Partner, die Musikkapelle Speckbacher aus Innsbruck mitgebracht, so dass man zu diesem Fest auch Gäste aus Österreich in Mittelstetten einquartiert hat. Der kurze Schauer zum Festzugbeginn tat der guten Stimmung keinen Abbruch, der Festsonntag mit Festumzug durchs Dorf ist wie die stimmungsvollen Abende im Bierzelt vielen noch in bester Erinnerung.

Einsätze der Feuerwehr werden immer vielfältiger

Die Feuerwehr Mittelstetten muss neben der klassischen Brandbekämpfung immer vielfältigeren Herausforderungen gerecht werden. So treten immer mehr technische Hilfseinsätze auf: Heustockerhitzung (1986), diverse Einsätze zur Verkehrsunfall-absicherung, Sturmschäden, überflutete Keller, Ölbeseitigung auf Straßen und Gewässern (1989). Gleichzeitig wird die ortsübergreifende Zusammenarbeit der Wehren immer wichtiger. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wird 1991 das Einsatzfahrzeug mit Funk ausgerüstet. Die neuen Mitglieder der Feuerwehr Mittelstetten durchlaufen aus diesem Grund seit etlichen Jahren eine Truppmannausbildung bei den Feuerwehrkameraden in Schwabmünchen. Auch werden regelmäßig gemeinsame Übungen der Ortsteilfeuerwehren abgehalten. Gemeinsame Einsätze werden ebenfalls häufiger, so die Brandbekämpfung bei einem Feldstadel in Schwabmünchen und auf Schloss Guggenberg, wo jeweils lange Wasserversorgungen nur im gemeinsamen Einsatz hergestellt werden konnten. Auch bei Großeinsätzen wie bei den Über-schwemmungen 1999 und 2006 sowie beim Brand der Demhartermühle in Schwabmünchen leistete die Mittelstetter Wehr Unterstützung.

1995 110- Jähriges Jubiläum

Mit einer „Leistungsprüfung anno dazumal“ wurde im Juli 1995 bei schönstem Wetter und mit großer Gaudi auf dem Sportplatz das 110-jährige Jubiläum gefeiert. Dabei kam wieder einmal die alte Spritze zum Einsatz. Die antretenden „Mannschaften“ in historischen Uniformen mit goldenem Helm mussten zunächst Alarm schlagen: dazu mussten sie eine Stange hochklettern und eine oben befestigte Feuerglocke betätigen, dann über allerlei Hindernisse hinweg eine Schlauchleitung legen und zuletzt mit dem Strahl aus der muskelbetriebenen Pumpe einen Eimer füllen. Die als Preis ausgelobten 50 Liter Bier gingen an die Feuerwehrkameraden aus Schwabegg.

2002 Großbrand in Mittelstetten

Leider ist in der Chronik auch ein Großeinsatz in der eigenen Gemeinde zu verzeichnen. Am 13.02.2002 brannte in der Dorfstrasse das Anwesen der Familie Adolf Seyrer. Die ersten Feuerwehrmänner konnten noch das Vieh aus den Stallungen bringen, den Brand der Wirtschaftsgebäude bis auf die Grundmauern konnten sie aber nicht mehr verhindern, da sich der Brand in Heu und Stroh rasant ausbreitete. Nur durch die Unterstützung der Feuerwehren aus Schwabmünchen und Bobingen mit deren Drehleitern konnte der Übergriff des Brandes auf das Wohnhaus und Schaden an den Nachbargebäuden weitgehend verhindert werden. Unterstützt wurde die örtliche Feuerwehr darüber hinaus von den Feuerwehrkameraden aus Großaitingen und Klimmach.

2003 Anschaffung neues Fahrzeug

Mit dem 2003 angeschafften neuen Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) wurde auch die technische Ausrüstung deutlich verbessert. Die Beladung enthält nun beispielsweise einen Beleuchtungssatz, einen Stromerzeuger, eine vierteilige Steckleiter, Tauchpumpe, Motorsäge mit Zubehör sowie verschiedene Ausrüstungen zur Verkehrsabsicherung. Mit dieser Ausstattung bestehen gute Voraussetzungen für die Vielfältigkeit der Einsätze

2010 Neues Feuerwehrhaus und Jubiläum

Nachdem die Molkereigenossenschaft das alte Molkereigebäude verkauft hat, wurde die Frage nach einer alternativen Unterkunft für die Freiwillige Feuerwehr akut. Nach längerer Diskussion um mögliche Standorte entschloss sich die Stadt Schwabmünchen zum Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses auf dem Gelände der ehemaligen Schule und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schützenheim. Mit diesem Neubau ist die Mittelstetter Wehr für die Zukunft und den Fortbestand der Ortsteilfeuerwehr gut gerüstet

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Als weiterer Höhepunkt kann in die Chronik unser 125- jähriges Jubiläum aufgenommen werden welches
vom 15. – 18.07.2010 groß gefeiert wurde.
Wir blicken mit Freude auf diese schönen und unvergesslichen Tage zurück.

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